Philipp Große-Gehling absolviert Parlamentarisches Patenschafts-Programm
WLZ, 14.07.2023: Willingen – Dass die Deutschen nicht alle Lederhosen tragen, will Philipp Große-Gehling US-Amerikanern im nächsten Schuljahr klarmachen – und gleichzeitig schauen, welche Vorurteile er selbst „durch die deutsche Brille“ hat: Der 15-jährige Willinger wurde für das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) des Bundestags und des US-Kongresses ausgewählt und verbringt ein Schuljahr mit Vollstipendium im US-Bundesstaat Idaho.
Vor gut einem Jahr war er erstmals in der USA, als er eine Hochzeit besuchte: „Ich fand das total interessant“, schildert er: Wie sich das Leben und die Kultur dort vom ihm Bekannten unterscheiden, möchte er gerne näher erfahren. Auch ob der „Highschool Spirit“, wie Filme ihn darstellen, so wirklich existiert, interessiert ihn.
Im Mai vergangenen Jahres war er durch einen Artikel in der WLZ auf das Programm aufmerksam geworden und bewarb sich. Es gab Auswahlrunden und Gespräche – der Uplandschüler rät Interessierten, einfach ganz unverstellt in solche Prozesse hineinzugehen. Als PPP-Paten fungieren die heimischen Bundestagsabgeordneten Esther Dilcher und, wie bei Große-Gehling, Armin Schwarz aus Bad Arolsen: „Ich danke für das Vertrauen, dass ich ausgewählt wurde“, sagt der 15-Jährige.
„Auch Dienst an der Gemeinschaft zu tun ist Teil des Programms“, erklärt er. Als „Junior-Botschafter“ soll er Deutschland in den USA vertreten, wird in seiner Highschool einen Vortrag über sein Heimatland im allgemeinen oder spezielle Themen halten – dabei will er Vorurteile aufgreifen. Nicht bloß große Städte, sondern auch das Landesinnere werden besetzt: Den Willinger verschlägt das Programm nach Boise: Die Hauptstadt des Bundesstaates Idaho ist etwas größer als Kassel und liegt mit über 800 Metern in den tieferen Regionen des von den Rocky Mountains geprägten Staats im Nordwesten der USA.
Der Unterricht an der Highschool ist modular aufgebaut, nur Englisch und Amerikanische Geschichte sind dabei Pflichtfächer. Darauf, was er im Wahlbereich dadurch neues kennenlernt, ist der 15-Jährige schon gespannt. „Viel, was hier in Vereinen gemacht wird, ist in den USA Teil der Extracurricular Activities“, erklärt er – der Veranstaltungen außerhalb des Lehrplans, durch die der Schultag länger ausfällt. Amerikanische Sportarten will er dabei gerne ausprobieren und kann auch das Trompetenspiel, das er in Willingen in der Schützenblaskapelle pflegt, fortsetzen.
Ein Instrument bekäme er nicht mehr in den einen Koffer, mit dem er sich auf wärmer Sommer und kältere Winter einstellen muss. Aber seine Gastfamilie kann ihm eins stellen: Schon kurz nach der Zusage stellten sie Kontakt her, die Familie mit Söhnen zwischen 13 und 21 sei nett und hilfsbereit.
Durch die vom Bundestag beauftragte Austauschorganisation Experiment fühle er sich gut betreut, ein Seminar bereitete auf kulturelle Unterschiede vor. Eine Woche nach Ferienbeginn startet der Flieger: Zu Beginn, Halbzeit und Ende des Aufenthalts gibt es Seminare in Washington D.C., am 23. August beginnt das Schuljahr. Bis Ende Mai dauert es – und Philipp Große-Gehling hofft, mit vielen neuen Erkenntnissen zurückzukehren.
VON WILHELM FIGGE