Uplandschule bietet freiwillige soziale Praktika an

WLZ, 24.02.2023: Willingen – Nach der Corona-Pause bietet die Uplandschule in Willingen ihren Schülern wieder die Möglichkeit, in freiwilligen sozialen Praktika neue Fähigkeiten und Interessen zu entdecken. Bei einem Treffen im Pflegehotel – einer von vielen möglichen Einsatzstellen – bekräftigten beide Seiten ihre Zusammenarbeit und informierten Vertreter der Landespolitik.

Das soziale Praktikum können die Achtklässler aller Schulzweige freiwillig in ihrer Freizeit absolvieren, die Schule stellt ihnen dafür einen Nachweis aus. Es umfasst 30 Zeitstunden, etwa am Stück in den Ferien oder wöchentlich verteilt in der Freizeit. Kindergärten, Seniorenheime und die Unterstützung von Kinderturnen, Tierheime oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderung sind Einsatzfelder, erklärt die für das Projekt zuständige Lehrerin Olivia Keindl. Auch Feuerwehren und Bergwacht, die Tafel, Nachbarschaftshilfen und schulische Tätigkeiten seien Beispiele. Nach den Osterferien werden die Siebtklässler zu einer Infoveranstaltung eingeladen und können dabei auch eigene Ideen einbringen.
Eine Einstimmung bieten Tagespraktika im Zuge des Religions- und Ethikunterrichts der siebten Klassen. Dabei haben Clara Justke, Lilly-Marleen Mohamad und Freya Zoe Biesgen ins Pflegehotels hineingeschnuppert. „Viele andere in der Klasse suchten sich Angebote mit Kindern aus, da wollten wir bei den Senioren mithelfen“, berichtet Lilly-Marleen.
Sie fragten sich schon, was da auf sie zukomme, sagt Clara – aber es wurde ein schöner Tag. Sie entwarfen ein Bingo-Spiel, verlosten Süßes und Blumen. „Die Männer haben sich öfters was für die Frauen mitgenommen“, resümiert Freya schmunzelnd. Sie servierten Kaffee und Kuchen, wollten eigentlich noch ein Kegelspiel aufbauen: „Aber da ging uns leider schon die Zeit aus.“ Sie hatten bereits Ideen für freiwillige oder reguläre Praktika oder ihre berufliche Zukunft – jetzt käme auch die Arbeit mit Senioren in Betracht.
Gäste des Pflegehotels zeigen sich erfreut über das Konzept: „Sobald man unter Menschen kommt, blüht man auf“, sagt Hannelore Neurath aus dem Kasseler Umland. Alte und junge seien nicht immer auf einer Wellenlänge – da helfe nur, miteinander zu reden, wie es in solchen Praktika geschieht.
Sie würden auch Vorurteile über die Pflege abbauen, erklärt Einrichtungsleiterin Tanja Schaefer. Die Rückmeldung der Betriebe sei positiv, erklärt Olivia Keindl – die Schüler machten schließlich freiwillig mit. Ihr Interesse sei groß, zehn Freiwillige pro Klasse seien normal. Die Praktika würden dabei nicht nur die Berufswahl beeinflussen, sondern auch ehrenamtliches Engagement. Was die Praktikanten erlebten, tragen sie an ihre Mitschüler weiter, ergänzt Schulleiterin Barbara Pavlu. Das Praktikum soll soziale Kompetenzen, Einstellung, Rücksichtnahme und Verantwortung stärken, so das Konzept.
Ein Problem sprach Barbara Pavlu an: Ein freiwilliges soziales Praktikum habe der Gesetzgeber nicht vorgesehen, es blieben also Fragen offen – etwa ob es als Schulveranstaltung gelte und wie die Wegeversicherung geregelt ist. Dabei bat sie die Landespolitik um Absicherung.

VON WILHELM FIGGE