Ein Glücksfall für die Uplandschule

Verabschiedung des bisherigen Schulleiters in den Ruhestand: Unser Bild zeigt von links nach rechts Bürgermeister Thomas Trachte, Leitenden Schulamtsdirektor a.D. Rainer Walenzik, Dominique und Norbert Volkwein, Landrat Dr. Reinhard Kubat, die stellvertretende Leiterin der Uplandschule, Ilse Klingenberg, und Schulamtsdirektor Otto Prilop. Foto: Ulrike Schiefner

Dank und Anerkennung für Norbert Volkweins langjähriges erfolgreiches Wirken in Willingen

1978. Fürs Willinger Gymnasium wird ein „tüchtiger Anglist” gesucht. Die damalige Schulamtsdirektorin schlägt Norbert Volkwein vor. Sie macht ihm die Uplandgemeinde schmackhaft: ein schöner Ort, umgeben von ausgedehnten Wäldern.  Und sie empfiehlt ihm, dort doch vielleicht den Jagdschein zu machen?…

Von Ulrike Schiefner

Willingen. Auf der ersten Fahrt nach Willingen blieb der Wagen kurz vor Rhena in einer Schneewehe stecken. Aber das erwies sich nicht etwa als schlechtes Omen. Von hilfsbereiten Mitbürgern angeschoben, startete Norbert Volkwein durch in Richtung Willingen und blieb nicht nur, wie von ihm erwartet, fünf Jahre lang. Er baute im Upland ein Haus, pflanzte eigenhändig viele Bäume, gründete eine Familie. Er erkannte „die Einzigartigkeit der Uplandschule, der etwas schulisch Arkadisches anhaftet”, empfand sie als wahres pädagogisches Biotop und als idealen Lebensraum für Schüler und Lehrer.

Gestern wurde Norbert Volkwein, der sich als Glücksfall für die Uplandschule erwiesen hat, in den Ruhestand verabschiedet. Damit ging eine Ära zu Ende. Bei der Feier wurde deutlich, welche Wertschätzung und Sympathie der bisherige Leiter der kooperativen Gesamtschule genießt. Schließlich hat er es verstanden, das ehemalige Gymnasium und die frühere Mittelpunktschule zu einer organisatorischen, konzeptionellen und menschlichen Einheit zusammenzuführen und zu verschmelzen. Es ist ihm gelungen, unterschiedliche Interessenlagen zu bündeln und einen gemeinsamen Nenner zu finden. Er hat  die Schule als Kapitän mit großer Erfahrung, Geschick und sicherer Hand durch manchmal unsicheres Fahrwasser gesteuert und dabei viel Rückhalt seiner Mannschaft erfahren.

Schulamtsdirektor Otto Prilop hat in alten Akten geblättert und dort etliche Vermerke über Volkweins besondere Fähigkeiten gefunden: über seine fleißige und engagierte Arbeit, sein Fingerspitzengefühl, sein um Ausgleich bemühtes Handeln, seinen souveränen Weitblick, seine auch unter hoher Beanspruchung bewahrte innere Gelassenheit. Er dankte ihm für vorbildlichen Einsatz und jederzeit verantwortungsvolle Erfüllung seiner Aufgaben.

Neue Wege gegangen

Leitender Schulamtsdirektor a.D. Rainer Walenzik, der die Uplandschule als gymnasialer Dezernent 17 Jahre lang begleitet hat, ließ Erinnerungen an jene Jahre des Umbruchs wach werden, als die beiden Willinger Schulen unter einem organisatorischen Dach zusammengeführt wurden. Die Entscheidung für Norbert Volkwein als Schulleiter habe bei allen Beteiligten das Vertrauen erzeugt und die Zuversicht geschaffen, die man für erfolgreiches Arbeiten brauche. „Es ging ein Ruck durch die Schule.” Der Schulleiter habe die Aufgaben mit Schwung und Engagement angepackt und sei dabei neue Wege gegangen. Er habe für den Bereich „Schule und Leistungssport” eine tragfähige Gesamtkonzeption entwickelt und erreicht, dass die UPS heute mehr denn je Schule in der Region und für die Region geworden sei. Volkwein habe Herausforderungen immer angenommen und bei der Bewältigung Stärke bewiesen.

Das Feld ist bestellt

„Der Landkreis als Schulträger ist froh und stolz, die Uplandschule zu haben”, betonte Landrat Dr. Reinhard Kubat. Er verneige sich vor Norbert Volkweins großer Leistung, der das Feld trefflich bestellt habe.
Die stellvertretende Schulleiterin Ilse Klingenberg erinnerte an Volkweins Mut, neue Wege zu gehen und neue Horizonte zu öffnen. Sie nannte in diesem Zusammenhang beispielsweise seine von Erfolg gekrönten Bemühungen, westfälische Schüler zu gewinnen. Sie würdigte den kooperativen Führungsstil, Ideenreichtum, Geduld und Mut, Motivationsfähigkeit, Toleranz und Empathie sowie seinen britischen Humor, sein Taktgefühl und seine Sensibilität.

Norbert Volkwein habe in unnachahmlicher Weise Schulleitung und Kollegium zusammengebracht, bescheinigte ihm die Vorsitzende des Personalrats, Stephanie Fecke. Die Arbeit zum Wohl der Kinder hob Dr. Dirk Bender hervor, der gute Wünsche des Schulelternbeirats und des Fördervereins übermittelte. Schulsprecherin Lisa-Marie Donath erinnerte an den Unterricht bei Norbert Volkwein: „Er hat uns Schüler jeden Tag aufs Neue motiviert.”

„Wir sind traurig, dass Sie gehen”, meinte Oberstudienrat Jörg Gerstengarbe, der als Volkweins ehemaliger Schüler sprach. Bürgermeister Thomas Trachte würdigte die mit viel Herzblut geleistete Aufbauarbeit, der Leiter des Bundesstützpunkts, Thomas Grellmann, die Bemühungen des Direktors um den Leistungssport. Er sei der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, bescheinigte der Leiter der Alten Landesschule, Robert Gassner, seinem bisherigen Kollegen.

Norbert Volkwein richtete in seinen Dankesworten den Blick zurück, aber auch nach vorn. Er ist der damaligen Empfehlung der Schulamtsdirektorin nicht nachgekommen: „Ich habe keinen Jagdschein gemacht, aber dennoch genügend Böcke geschossen”, schmunzelte er. So war er beim ersten Abitur, das er an der Uplandschule miterlebte, nicht elegant genug gekleidet. Er wurde tatsächlich wieder nach Hause geschickt, um sich etwas Feierliches anzuziehen. Ein andermal unternahm er am Skitag mit zwei Kollegen mangels Schülerinteresse quasi einen Privatausflug auf Langlaufbrettern, was ihm eine eindringliche Rüge seines Vorgesetzten einbrachte.

„Schöpferische Unruhe”

„Quo vadis Uplandschule?”: Diese bange Frage begleitete das Mini-Gymnasium über Jahre hinweg. „Existenzängste waren bei der geringen Schülerschaft insbesondere nach der Schließung der Upland-Internate vorprogrammiert”, blickte Volkwein zurück. „Doch Zweifel und Ängste bewirkten auch eine schöpferische Unruhe, die half, die schulische Entwicklung voranzutreiben.”
Die sportliche Ausrichtung der Schule und die Förderung des Leistungssports hätten sich als Erfolgs- und Bestandsgarant sowohl für das alte Gymnasium als auch für die neue kooperative Gesamtschule bewährt. Die jetzige mittelgroße Gesamtschule und Eliteschule des Sports habe zwei Schulinspektionen mit Bravour bestanden. Der scheidende Direktor dankte in diesem Zusammenhang dem Kollegium für den bewiesenen Mannschaftsgeist, den Eltern  und allen außerschulischen Partnern für ihre Hilfestellung.

Die Feier wurde musikalisch ausgestaltet von Gerald Friedrich, Christian Röhling, Bernd Rafflenbeul, Olaf Schillmöller und Kathrin Lange, von einem Projekt-Chor und der Lehrer-Band sowie von Gabriele Englberger, Dietmar Boie und Jörg Gerstengarbe, die einen Sketch zeigten. Über Volkweins Nachfolge ist noch nicht entschieden. Es gibt zwei Bewerberinnen um das Amt.

ZUR PERSON

Norbert Volkwein (Jahrgang 1949) stammt aus Kassel. Nach dem Abitur am Goethe-Gymnasium studierte er in Göttingen Anglistik und Politik. Ein Jahr lang sammelte er als Lehrassistent im englischen Basingstoke berufliche Erfahrungen. Nach dem Referendariat und dem zweiten Staatsexamen, das er mit Auszeichnung bestand, kam er 1978 nach Willingen. 1980 wurde er Beamter auf Lebenszeit, 1985 stellvertretender Schulleiter, 1986 Oberstudienrat und 1988 Studiendirektor. Er war maßgeblich an der Entwicklung des Schulprogramms beteiligt und hatte prägenden Einfluss auf die sportliche Orientierung des Gymnasiums. Nach einem Intermezzo an der Alten Landesschule in Korbach, wo er als stellvertretender Schulleiter wirkte, kehrte er 2006 an die UPS zurück und übernahm als Schulleiter die Verantwortung für die kooperative Gesamtschule mit Oberstufe. Norbert Volkwein und seine Frau Dominique  wohnen in Usseln. Sie haben eine erwachsene Tochter.

WLZ vom 26. Juli 2014

 

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