Ein Zuhause für erfolgreichen NachwuchsSechs Jugendliche haben bereits Einzug gehalten und fühlen sich im neuen Ski-Internat des Hessischen Skiverbands (HSV) wohl. Von Ulrike Schiefner Willingen. “Wir haben einen Quantensprung nach vorn gemacht”, freut sich Thomas Grellmann. Der Leiter des Olympia-Stützpunkts Willingen/Winterberg trägt die Verantwortung für das Internat, das im ehemaligen Wohn- und Pensionshaus Kramer-Müllen am Neuen Weg eingerichtet wurde. Eine offizielle Einweihungsfeier mit zahlreichen geladenen Gästen findet am Montag, 7. November, statt. Im kommenden Frühjahr ist dann ein Tag der offenen Tür geplant, um allen Interessenten die Möglichkeit zu geben, die Einrichtung kennenzulernen. Vor allem sollen damit auch mögliche weitere junge Athleten angesprochen und als zukünftige Internatsschüler gewonnen werden. Grellmann hält die räumliche Nähe zur Eliteschule des Sports, die nur wenige Schritte entfernt liegt, für “sensationell gut”. “Die Einrichtung hat keinerlei Nachteile gegenüber den etablierten großen Skigymnasien und Sport-Internaten in den neuen Bundesländern. Von der Organisation her ist hier alles genauso gut gelöst wie in Oberhof oder Oberwiesenthal.” Die Internatsschüler der Uplandschule wurden einige Jahre in einem Hotel im Hoppecketal betreut. Nach einem Besitzerwechsel fanden sie vorübergehend ein neues Domizil im 2010 eingeweihten “Haus am Kurpark”. Dieses Seniorenwohn- und Pflegezentrum wird vom Internationalen Bildungs- und Sozialwerk betrieben. Der gemeinnützige und mildtätige Verein erwarb auch das angrenzende Haus und Grundstück Kramer-Müllen. Ursprünglich war angedacht, hier eventuell Möglichkeiten zum betreuten Wohnen zu schaffen. Die Verantwortlichen entschieden sich jedoch letztendlich dafür, das einstige Wohn- und Pensionshaus stattdessen zum Ski-Internat umzubauen. “Der damalige Vizepräsident des Hessischen Skiverbands, Walter Frosch, und Bürgermeister Thomas Trachte haben das Projekt zusammen mit dem Geschäftsführer des Internationalen Bildungs- und Sozialwerks, Prof. Heinrich Schnatmann, eingestielt.” Thomas Grellmann ist ihnen sehr dankbar, dass sie die Chance beim Schopf gepackt haben. Das Land Hessen bewilligte zu den Baukosten einen Zuschuss in Höhe von 300.000 Euro (die Waldeckische Landeszeitung berichtete darüber). Für Planung und Bauleitung zeichnete das Korbacher Architekturbüro Kleine und Potthoff verantwortlich. Die jungen Wintersportler konnten zu Beginn dieses Schuljahrs ins Internat einziehen. Das Gebäude gehört nach wie vor dem Internationalen Bildungs- und Sozialwerk, das es langfristig an den Skiverband vermietet hat. Im Erdgeschoss befinden sich Küche, Esszimmer, Wohn- und Aufenthaltsraum sowie ein Büro für die hessischen Verbandstrainer, im ersten Stock die großzügig zugeschnittenen Zimmer der Internatsschüler. Derzeit wohnen hier insgesamt sechs Sportler im Alter von 14 bis 17 Jahren aus Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt: die beiden Skispringer Paul Winter und Carlo Kühnel sowie die Biathleten Janine Becker, Tom Gombert, Stefan Dingel und Lennard Willems. Sie sind alle in Einzelzimmern untergebracht. Die Zimmer der trainingsälteren Athleten verfügen über eine eigene Nasszelle, während sich die jüngeren ein Bad teilen. Für Sportgeräte, Fahrräder, Waschmaschinen und andere Gerätschaften stehen große Kellerräume zur Verfügung. Der Hessische Skiverband hat zwei Sozialpädagogen als Betreuer eingestellt: Christopher Droste aus Brilon und Jasmin Gügel aus Willingen. Sie treten ihren Dienst um 18 Uhr an und bleiben bis zum nächsten Morgen. Sie kaufen beispielsweise auch fürs Frühstück und Abendessen ein, das sie zum Teil gemeinsam mit den jungen Sportlern zubereiten, während mittags die Küche des benachbarten Seniorenwohn- und Pflegezentrums fürs leibliche Wohl sorgt. Das Internat verfügt auch noch über räumliche Kapazitäten im zweiten Stockwerk. Laut Betriebserlaubnis können insgesamt zwölf Jugendliche aufgenommen werden. Es ist also noch Platz für weitere Sportler. Die Einrichtung nimmt hessische Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 19 Jahren mit Kaderstatus und/oder leistungssportlichem Potenzial auf, aber auch Sportler anderer Landesverbände, die diese Voraussetzungen erfüllen. Zielgruppe sind Nachwuchsathleten der drei Schwerpunktsportarten Biathlon, Skilanglauf und Skisprung. WLZ vom 27. Oktober 2011 |