Staatssekretär Joachim Jacobi:
„Anerkennung der Leistung und Ansporn“
WILLINGEN (bk). In ganz Deutschland gibt es 39, in Hessen zwei „Eliteschulen des Sports“. Die Uplandschule gehört dazu. „Die Verleihung des Prädikats ist Anerkennung der erbrachten Leistung und Ansporn zugleich“, so Staatssekretär Joachim Jacobi, der gestern nach Willingen kam, um der Schulgemeinde zu diesem Gütesiegel zu gratulieren. Sein Versprechen: „Sie können auf die weitere Unterstützung des hessischen Kultusministeriums zählen.“
Die Uplandschule, die als kooperative Gesamtschule das ganze Spektrum von der Grund- über Haupt- und Realschule bis hin zum Abitur abdeckt, hat derzeit 625 Schüler. 25 bis 30 sportlich ambitionierte und erfolgreiche Jungen und Mädchen werden in den wintersportlichen Trainingsgruppen betreut.
Schulleiter Norbert Volkwein machte deutlich, dass die Vorgängerschulen – Gymnasium und MPS – in der Vergangenheit bereits eine Menge Erfahrungen in der schulischen Förderung von Nachwuchssportlern gesammelt haben. Beide waren seit 1980 „Partnerschulen des Sports“.
G 8 und Sport verbinden
Auch die neue kooperative Gesamtschule widmet einen Großteil ihres Arbeitsprogramms diesem Bereich. Die Uplandschule versucht vor allem, G 8 und Leistungssport miteinander zu vereinbaren. Die stundenplantechnischen Voraussetzungen dafür werden in enger Absprache zwischen Sport und Schule geschaffen. „Training am Vormittag ist möglich. Leistungssportler können nach Absprache mit Schulleitung und betroffenen Lehrkräften vom Nachmittagsunterricht befreit werden, wenn geregelt ist, dass eine individuelle Förderung des Sportlers den versäumten Unterricht kompensiert.“ Die Fachschaft Sport hat ein Papier erstellt, dem sich Lehrer und Sportler gleichermaßen verpflichtet fühlen. Ziel dieses Regelwerks ist es, Leistungssportlern eine Art Nachteilsausgleich für Wettkampf- und Trainingszeiten zu garantieren. Nur so ist sichergestellt, „dass sich talentierte Nachwuchsathleten auf künftige Spitzenleistungen im Sport bei Wahrung ihrer schulischen Bildungschancen vorbereiten können“, erklärte Volkwein. Die Uplandschule verfügt derzeit über drei Lehrer-Trainer-Stellen, von denen zwei besetzt sind; für die dritte ist das Auswahlverfahren im Gang.
Enge Zusammenarbeit
Der Titel „Eliteschule des Sports“ wurde der UPS nach eingehender Überprüfung vom Deutschen Olympischen Sportbund in einem länderübergreifenden Verbundsystems zuerkannt. Die Willinger Schule arbeitet dabei auf westfälischer Seite mit dem Gymnasium und der Hauptschule in Winterberg sowie dem Berufskolleg Olsberg zusammen. Synergieeffekte sollen es den Leistungssportlern ermöglichen, die Trainings-, Betreuungs- und Stützpunkteinrichtungen sehr viel intensiver und effektiver zu nutzen.
„Die Schule stellt sich neuen Herausforderung“, ist dabei aber laut Volkwein auf die Unterstützung des Willinger Skiclubs, des Hessischen Skiverbands, des Internats und der Gemeinde angewiesen.
Das Prädikat gilt zunächst bis 2010. „Ich bin jedoch sicher, dass die Uplandschule dem Anspruch auf Dauer gerecht wird“, erklärte Staatssekretär Jacobi bei seinem Besuch in Willingen. Mit Blick auf die zurückliegenden Bemühungen um den Erhalt der Schule mit gymnasialer Oberstufe zeigte er sich froh, „dass wir so entschieden haben“. Jacobi verwies darauf, dass die Verleihung des Prädikats nicht für einen Neuanfang steht, sondern die Krönung einer langwierigen Entwicklung darstellt. „Die Förderung des Spitzensports hat auch Auswirkungen auf den Breitensport“, und genau das ist ein besonderes Anliegen des Kultusministeriums.
„Die Schulgemeinde kann stolz sein“, betonte Kreisbeigeordneter Otto Wilke. Er machte darauf aufmerksam, dass das „Willinger Modell“ in Hessen einmalig ist und sieht besondere Chancen in der schulischen und sportlichen Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinweg. Er dankte allen, die sich für die Uplandschule engagiert haben. „Der Willinger Elan hat dazu beigetragen, Hürden zu überwinden.“ Die Verleihung des Gütesiegels „Eliteschule des Sports“ wertete er als „weiteren Schritt nach vorn“. „Ich bin sicher, dass wir den Schulstandort mit gymnasialer Oberstufe garantieren können, wenn wir auf diesem Weg weitergehen.“
Klare Aussage von Bürgermeister Thomas Trachte: „Willingen steht hinter der Uplandschule.“ Der Verwaltungschef erinnerte daran, dass die Gemeinde eine umfassende wintersportliche Infrastruktur geschaffen hat und unterhält. Davon profitieren auch die jungen Sportler.
„Ein richtiger Ruck“
„Wenn man von außen in diese Schule kommt, spürt man etwas von ihrem besonderen Geist“, so Leitender Schulamtsdirektor Rainer Walenzik. Er erinnerte an einige besondere Ereignisse in den letzten Jahren, die die Schule ein gutes Stück vorangebracht haben: An die Zusage des Landes, die gymnasiale Oberstufe zu erhalten; an die Investitionen, die der Landkreis Waldeck-Frankenberg getätigt hat; an die Ernennung des Schulleiters und seines Teams – „Ein ganz wichtiger Moment, der einen richtigen Ruck ausgelöst hat“ –; an den positiven Inspektionsbericht und die Zielvereinbarungen, die in sehr aufgeschlossener Runde getroffen wurden.
Stimmung ist positiv“
„Die Uplandschule ist dabei, ihren eigenen, unverwechselbaren Weg zu finden. Die Stimmung ist positiv und nach vorn gerichtet“, das spürt Walenzik bei jedem Besuch. Er ist zuversichtlich, dass die Prädikatisierung dazu beiträgt, Visionen zu verwirklichen. „Wir gucken gemeinsam zuversichtlich in die Zukunft.“
Thomas Grellmann wurde vom Deutschen Skiverband als Leiter des Bundesstützpunkts Nachwuchs Willingen/Winterberg eingesetzt. Er würdigte die sehr offene und konstruktive Zusammenarbeit der beiden Schulstandorte und der Sportbünde Nordrhein-Westfalens und Hessens. Ein großes Problem sieht er allerdings: „Wir befinden uns hier nicht gerade in der schneesichersten Ecke der Republik.“ Der Nachwuchs muss also oft zum Schnee hinreisen. Der Förderunterricht macht’s möglich, dass die Schüler trotzdem nicht den Anschluss verlieren.
Walter Frosch, Vizepräsident des Hessischen Skiverbands und einer der Vorsitzenden des Willinger Skiclubs, sieht die Verleihung des Prädikats als „weiteren Mosaikstein, um den Spitzensport vor Ort voranzubringen.“ Er wies darauf hin, dass im Internat noch Plätze frei sind, junge Talente von außerhalb also die Möglichkeit haben, in Willingen zu wohnen, zu trainieren und die schulischen Vorteile zu nutzen.
(Waldeckische Landeszeitung vom 11. Dezember 2007)