Schullandschaft gestaltet und geprägt

Jahrzehntelang im Dienst der Schule und der Schüler und jetzt im Ruhestand: Studienrätin Uta Kandzia und Direktor Harald Möllmer wurden gestern feierlich verabschiedet. Unser Bild zeigt sie zusammen mit Schulleiter Norbert Volkwein (links) und leitendem Schulamtsdirektor Rainer Walenzik (rechts). (Foto: Ulrike Schiefner)

Direktor Harald Möllmer und Studienrätin Uta Kandzia im Ruhestand

Willingen (bk). Abschied vom Berufsalltag, Beginn eines neuen Lebensabschnitts, in dem sich beide mit Sicherheit nicht aufs Altenteil zurückziehen, sondern mehr Zeit finden für ihre vielseitigen privaten Interessen: Studienrätin Uta Kandzia und Direktor Harald Möllmer treten mit Ablauf dieses Monats in den Ruhestand. Gestern wurden sie offiziell verabschiedet.

Lehrer, für viele ein guter Freund, ein Mann in verantwortungsvoller Position, kompetenter Gesprächspartner für die Vertreter der politischen und kirchlichen Gemeinde, Wegbereiter für eine veränderte Schullandschaft in Willingen und vor allem verständnisvoller, gütiger, aber konsequenter Pädagoge und Erzieher – so charakterisierte Schulleiter Norbert Volkwein seinen bisherigen Stellvertreter. Er hat die Zusammenarbeit mit Harald Möllmer stets als äußerst angenehm empfunden und wusste sein Wissen im Grund-, Haupt- und Realschulbereich sehr zu schätzen. „Sein professionelles Handeln und sein Gestaltungswille waren immer darauf bedacht, die Schule weiterzuentwickeln.“ Guter Unterricht und Förderung der Schülerpersönlichkeiten waren für Möllmer untrennbar miteinander verbunden.
Die beiden Männer haben oft  gemeinsam Fragen des Leistungssports beraten und bilanziert, haben verschiedene Strömungen und Meinungen im Kollegium aufgegriffen und reflektiert – und gelegentlich auch Fachgespräche über Rauhaardackel geführt.
Volkwein bescheinigte dem frischgebackenen Ruheständler strategisches Denken und eine Engelsgeduld beim Stundenplanstecken und der Anfertigung von Vertretungsplänen. „Diese Ruhe erwirbt man bestimmt als Jäger beim Ansitz auf einen Upländer Platzhirsch“, spielte der Schulleiter auf Möllmers großes Steckenpferd, die Jagd, an. Neben dem Waidwerk gehört seine besondere Liebe übrigens der Musik; er wirkt seit Jahrzehnten im Usselner Posaunenchor mit, dessen Vorsitzender er ist, und leitet die Bläsergruppe der waldeckischen Jägerschaft.
Einige wichtige Daten, die Harald Möllmers Lebens- und Berufsweg widerspiegeln: Er wurde 1943 in Korbach geboren, absolvierte nach der Schulzeit eine Ausbildung für den mittleren Postdienst und arbeitete bis 1964 als Postassistent in Frankfurt, wandte sich dann jedoch dem Beruf zu, der sich als wahre Berufung herausstellte. Im damaligen pädagogischen Fachinstitut in Kassel erwarb er  seine Lehrbefähigung in musisch-technischen Fächern. Er trat am 1. September 1967 seinen Dienst an der Willinger Grund- und Hauptschule an. Welche Anerkennung er schon damals fand, zeigt sich in der Wahl zum Schulsportleiter und als Mitglied des Personalrats.
In den 70-er Jahren absolvierte Harald Möllmer ein Zweitstudium an der Gesamthochschule Kassel und legte die beiden Staatsprüfungen für das Lehramt für die Mittelstufe erfolgreich ab. 1991 wurde er zum Konrektor der damaligen Mittelpunktschule ernannt und 1999 mit der Wahrnehmung der Schulleiteraufgaben betraut, die er de facto schon längere Zeit wahrnahm. Die Upländer erinnern sich an die schwierigen Jahre, in denen schulpolitisch vieles in Frage gestellt und das Überleben zweier eigenständiger Schulen thematisiert wurde. Ab Sommer 2004 leitete Möllmer quasi zwei Schulen, und ab Februar 2005 für eine Übergangszeit die neue kooperative Gesamtschule. 2006 wurde er zum Direktor ernannt und war seitdem der ständige Vertreter des Schulleiters.
Hilfsbereitschaft, Einsatzfreude, Sensibilität und Offenheit zählen zu Harald Möllmers besonderen Merkmalen, ebenso seine Bereitschaft, sich Herausforderungen zu stellen, seine Dialog-, Kommunikations- und Motivationsfähigkeit, Zielstrebigkeit, Weitsicht und Optimismus. Er verstand es, bei Meinungsverschiedenheiten zu vermitteln, bewies Fingerspitzengefühl und einen klaren Kopf für das Machbare. Er  legte das Fundament für eine erfolgreiche Schule, die nicht nur äußerlich – an den Schülerzahlen gemessen – wächst; vielmehr hat auch die Schulinspektion der UPS attestiert, dass hier ein Schulklima herrscht, das die Vermittlung und Entfaltung von Kenntnissen in einem hohen Maß begünstigt.
Studienrätin Uta Kandzia hat als Marburger Kind die dortige freie Waldorfschule besucht und in ihrer Heimatstadt Deutsch und Englisch studiert. Sie war einige Jahre in Berlin tätig und kam 1978 an die Uplandschule – im gleichen Jahr übrigens wie Norbert Volkwein, der daran erinnerte, dass die langjährige Kollegin nicht nur ihre studierten Fächer unterrichtete, sondern über einen längeren Zeitraum zudem Flöten- und Musikunterricht erteilte.
Sie war Fachvorsteherin für Deutsch und zeitweise auch für Englisch, außerdem Ansprechpartnerin für Lese- und Rechtschreibschwäche. In den Projektwochen bot sie mit Vorliebe Interaktionsspiele an. Unvergessen sind die Aufführungen kleiner Stücke und Balladen. „Sie konnte Schülern gegenüber Nachsicht zeigen, sie konnte aber auch Strenge walten lassen“ und war laut Schulleiter Volkwein immer bereit, bei auftretenden Schwierigkeiten Kompromisse zu finden und damit zu leben.
Uta Kandzia und die Uplandschule – „zwei Namen, die seit langer Zeit schon untrennbar miteinander verbunden sind“, betonte Oberstudienrätin Ilse Klingenberg in ihrer Laudatio. Es hat sich im Upland herumgesprochen, dass sie eine Katzenfreundin ist, den größten deutschen Dichter verehrt, klassische Musik, Theater und Kunst liebt und gern verreist. Sie legt viel Wert auf korrekte Ausdrucksweise und weiß sehr gut mit Sprache umzugehen. Was nur wenige wissen: Uta Kandzia zeichnet sich durch große Sensibilität aus. „Sie hat die besondere Gabe, zu spüren, wenn Menschen traurig oder aber auch glücklich sind“, so Ilse Klingenberg. „Sie beobachtet genau“, erfasst Situationen, kann sie mit wenigen Sätzen auf den Punkt bringen und dabei trösten und ermutigen. „Trotz mancher schwierigen Situation in ihrem beruflichen Alltag hat sie im Umgang mit Kolleginnen, Kollegen, Schülerinnen und Schülern  immer wieder Herzlichkeit und Wärme gezeigt.“
Zu den zahlreichen Gästen der Feier, die die Arbeit von Harald Möllmer und Uta Kandzia würdigten, ihnen dankten und alles Gute wünschten, zählten leitender Schulamtsdirektor Rainer  Walenzik, Bürgermeister Thomas Trachte, Walter Frosch (Hessischer Skiverband und Skiclub Willingen), die Vorsitzende des evangelischen Gesamtverbands Upland, Pfarrerin Gisela Grundmann, Lars Wiegand als Sprecher des Schulpersonalrats, Fridolin Erler und Monika Lange-Figge vom „alten Kollegium“ der früheren MPS, Elternbeiratsvorsitzende Annegret Behle, die Vorsitzende des Fördervereins, Klaudia Schenk, die als Überraschungsgast ihren Sohn Alexander, einen ehemaligen Kandzia-Schüler, mitbrachte, Schulsprecher Matthias Schilling und Möllmers langjähriger Weggefährte und Freund Ronald Gutberlett.
Die Feierstunde wurde musikalisch vom Bläser-Ensemble der Uplandschule unter Leitung von Dr. Heike Henkel umrahmt. Im Anschluss wurde beim gemütlichen Teil noch so manche Erinnerung an frühere Zeiten geweckt.

WLZ vom 31. Januar 2009

 

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