Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof in Eimelrod

WLZ, 13.11.2024: Willingen-Eimelrod – Kossen, Schild, Strauß: Die Namen, welche die Uplandschüler auf dem Jüdischen Friedhof verlesen, gehören Familien, die aus Eimelrod deportiert wurden oder die vor den Nazis flohen – meist ohne Erfolg. Sie gehören Müttern und Vätern, Großeltern und Jugendlichen, teils jünger als die Elftklässler, deren Leben meist in Auschwitz, Theresienstadt, Sobibor oder Riga ausgelöscht wurden. Bei der Gedenkfeier „Gegen das Vergessen“ wurden alle verlesen. Schüler, Konfirmanden, Pfarrer, Vertreter der Kommunalpolitik und Gäste hörten sie.

„Unsere jüdischen Mitbürger wurden damals vom Nazi-Regime gnadenlos verfolgt, misshandelt und getötet“, hielt Bürgermeister Thomas Trachte fest: „Es fehlt einem die Fantasie, um zu verstehen, wie Menschen das unschuldigen Mitbürgern antun konnten.“ Es bleibe wichtig, sich über diese Dinge Gedanken zu machen. „Die Angst, dass so etwas wieder passieren kann, ist gar nicht so unbegründet“, sagte er mit Hinblick auf roher werdenden internationalen Dialog, drohende und tobende Kriege. „Wir müssen versuchen, unsere bescheidenen Möglichkeiten zu nutzen, dem entgegenzustehen.“

Pfarrer Kai Uwe Schröter ging auf den Religionsphilosophen Martin Buber ein, der über den Blick vom jüdischen Friedhof in Worms auf die Kirche schrieb. Umgeben nur von den Grabsteinen und der Asche unter ihnen hielt er fest: „Der lautlose Jammer ist mein, aber der Bund ist mir nicht aufgekündigt worden.“ Die Haltung sei wichtig nicht nur angesichts des antisemitischen Hasses der Nazi-Zeit, sondern auch wegen der der Bedrohungen, die Juden in Deutschland heute erfahren.

„Die Hoffnung, dass Gott unsere Welt nicht im Stich lässt“ finde sich in den Psalmen, sagte Pfarrerin Stephanie Stracke. Gemeinsam mit Gisela Grundmann las sie Psalm 122, der Jerusalem Frieden wünscht. Gemeinsam fragten Pfarrerin Bettina Diener, Ortsvorsteher Johannes Bäcker und Ursula Beste von der katholischen Gemeinde, wie es möglich war, dass Menschen alle Verbindungen zu ihren jüdischen Nachbarn abbrachen, nichts einzuwenden hatten, als ihnen das Recht zum Leben genommen wurde, und auch Kirchen wegsahen und Mitglieder mit jüdischen Wurzeln ausstießen. „Behüte, dass Angst um das eigene Wohlergehen uns erneut ausgrenzen oder zu Ausgrenzung schweigen lässt“, bat Ulrich Faß-Gerold.

„Obwohl Jüdinnen und Juden viel Leid erfahren haben, hörten sie nicht auf, Gott zu loben“, hielt Gisela Grundmann fest. Mit Ursula Beste betete sie das Kaddisch: Die Fülle des Friedens möge vom Himmel herab ganz Israel zu teil werden, heißt es da. Die Runde ergänzte die Wünsche: dass Israel den Juden eine Heimat bleibt, allen trauernden Familie Trost zu teil werde, gerechter Friede herrsche, den Entscheidenden der Politik Weitsicht zuteil werde und Frieden in alle Herzen einziehe.  wf