Biathletin Marie Keudel für Olympische Jugend-Winterspiele nominiert

WLZ, 09.01.2024: Willingen – Das schönste Weihnachtsgeschenk hat sie sich wohl selbst gemacht: Biathletin Marie Keudel vom SC Willingen wurde für die Olympischen Jugend-Winterspiele vom 19. Januar bis 1. Februar in der südkoreanischen Provinz Gangwon nominiert. Die Zusage dafür kam einen Tag vor Heiligabend, doch erst jetzt gab der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Nominierung offiziell bekannt.

„Meine Trainerin Susen Fischer hat die Nachricht per E-Mail bekommen und sofort bei uns angerufen“, sagt die 16-Jährige und fügt an: „Dann sind bei uns allen die Tränen geflossen, so groß war die Freude. Ein schöneres Geschenk hätte es nicht geben können.“

Für die Willingerin ist es der Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere als Biathletin. „Das ist mein erster internationaler Wettkampf. Hier dabei sein zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes, auch wenn ich das vermutlich alles erst richtig realisieren kann, wenn ich im Flieger sitze.“ Schließlich finden die Winterspiele nur alle vier Jahre statt. Wirklich überraschend kam ihre Nominierung aber nicht. Im Deutschlandpokal und im Alpencup ist sie eine der Besten: Nicht nur derzeit führt sie die Gesamtwertung an, auch die vergangene Saison schloss sie als Siegerin ab. Doch am 18. Dezember 2023 stand nach dem Deutschlandpokal in Oberwiesenthal noch ein Ausscheidungswettkampf für die zehn besten Jungs und Mädchen der Jahrgänge 2006/07 an, bei dem die sonst so sichere Schützin sieben von 20 Scheiben verfehlte. Am Ende kam sie über die acht Kilometer auf Rang sechs. „Von da an hieß es hoffen, denn mit dem sechsten Platz standen meine Chancen nicht so gut, da nur vier Mädels mit nach Südkorea fliegen dürfen.“

Da aber auch die Ergebnisse der letzten Rennen, also drei Siege sowie ein zweiter und ein sechster Platz, mit herangezogen wurden, fiel die Entscheidung zugunsten von Marie aus. Außerdem wurden Hanna Beck, Jana Duffner und Leni Dietersberger nominiert.

Dass Marie Keudel als Biathletin an den Jugend-Winterspielen teilnimmt, damit hätte vor zwei Jahren noch niemand gerechnet, denn da war sie noch als Langläuferin unterwegs und hat parallel dazu im Schülercup der Biathleten hereingeschnuppert. „Die Gruppe der Langläufer stand aber damals kurz vor der Auflösung und da die Stimmung und der Zusammenhalt bei den Biathleten so toll war, habe ich mich dafür entschieden.“ Bereut hat sie diesen Schritt nicht.

Unter Trainer Mario Rummel lernte sie das Schießen mit dem Luftgewehr, bevor sie 2022 in die Trainingsgruppe von Susen Fischer wechselte und mit dem Kleinkaliber startete. „Es macht mir super viel Spaß“, sagt die Zehntklässlerin der Uplandschule, deren Lieblingsfächer Mathe und Sport sind, und die derzeit noch zum Lehrgang in Obertilliach unterwegs ist. „Damit wir uns an den Schnee gewöhnen können. Zuhause war das Training zuletzt nur auf Turnschuhen oder dem Rad möglich.“

Ob es vor den Winterspielen noch einmal zurück in die Heimat geht, steht bisher noch nicht fest. Auch die Deutschen Meisterschaften, die am 12. Januar in Oberwiesenthal starten, werden ohne die 16-Jährige stattfinden, die in der Zeit weiterhin trainieren wird. Und dann sind es auch nur noch wenige Tage, bevor der Flieger am 15. Januar in Richtung Südkorea abhebt. Pyeongchang ist der mitteleuropäischen Zeit um acht Stunden voraus. „Wie der genaue Ablauf sein wird, wissen wir noch gar nicht. Allerdings bin ich schon ziemlich aufgeregt, wenn ich an Südkorea denke“, gesteht Marie Keudel, die sich aber keinen Druck wegen der Winterspiele macht. Schließlich weiß niemand, wie stark die internationale Konkurrenz sein wird. „Es ist einfach toll, dass ich überhaupt dabei sein darf. Und dann kommt es ja auch noch darauf an, wie ich mit dem Jetlag klarkommen werde.“

VON FRIEDERIKE WEILER