Rege Debatte bei Podiumsdiskussion des Kreisschülerrats in Willingen

WLZ, 29.09.2023: Willingen – Mitglieder der Schülervertretungen im Landkreis und Oberstufenstufenschüler der Uplandschule haben Direktkandidaten für die Landestagswahl am 8. Oktober bei einer Podiumsdiskussion befragt. Dabei waren Jan-Wilhelm Pohlmann (CDU), Daniel May (Grüne), Latif Hamamiyeh Al-Homssi (SPD), Friederike Becker (FDP) und Jürgen Bachmann (Linke), Yvonne Venticinque-Effenberger (AfD) hatte aus persönlichen Gründen abgesagt.

Die Moderatoren Karim Belgacem (Hans-Viessmann-Schule) und Eric Müller (Uplandschule) befragten sie zu den Themen Schulen, Entwicklung im Ländlichen Raum, Verkehr und Finanzen, schließlich hatten die Schüler selbst die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

„Warum werden Nichtarbeitende belohnt, aber Arbeitende bestraft?“, so ein Schüler – der Annahme, die der Frage zugrunde lag, widersprach Al-Homssi: In „Saus und Braus“ lebten Bürgergeld-Empfänger nicht. Die Erhöhung um 50 Euro kritisierten Sozialverbände angesichts der Inflation als zu niedrig. Probleme sehe er in der oft fehlenden Tarifbindung. Der Mindestlohn jedenfalls solle weiter steigen.

Jürgen Bachmann hatte in einer Schnellfrage-Runde als einziger die Aktivitäten der „Letzten Generation“ verteidigt, was ein Schüler hinterfragte. Ziviler Widerstand sei legitim, die Haftstrafen fielen hoch aus; Präventivhaft dagegen kritisierte er. Er bestritt, dass die Aktivisten Leben riskieren: Es sei die absolute Regel, dass Rettungsgassen gebildet würden. Jan-Wilhelm Pohlmann unterstrich derweil, dass das Demonstrationsrecht keine Narrenfreiheit biete. Friederike Becker gab zu Bedenken, dass das Vorgehen der Akzeptanz für ein berechtigtes Ziel schade. Den Frust der von Blockaden Betroffener könne sie verstehen: „Es können doch nicht alle machen, was sie wollen.“

Kritik an Kosten bei Schülerticket und mangelnder Flexibilität je nach Schulwahl nahm Daniel May an – es sei in Arbeit, aber auch ein kompliziertes Feld. Die Kosten seien derweil schon gesenkt worden. Auch zum Thema Mobbing antwortete er: An Prävention werde immer gearbeitet, Lehrer sollten im Bereich der sozialen Medien fortgebildet werden.

Kostspielige kommunale Investitionen wie das Lagunenbad und die Fußgängerbrücke am Bahnhof kritisierte eine junge Upländerin. Friederike Becker spielte den Ball zurück: Solche Anliegen hätten sie in die Kommunalpolitik geführt. Auch die Fragestellerin könne sich engagieren.

Auch nach der Legalisierung von Cannabis wurde gefragt. Es sei ohnehin leicht zu bekommen, werde so aber geregelter verkauft, erklärte Al-Homssi. Bachmann betonte, dass für Strafverfolgung aufgewendetes Geld für Therapien und Schutz Süchtiger mehr bewirke. Pohlmann sprach sich gegen die Legalisierung aus: Er habe beruflich viele Drogensüchtige kennengelernt, Alkohol und Cannabis seien immer der Einstieg gewesen.

Auch nach der Haltung zum Thema LGBTQ wurde gefragt. „Jeder solle lieben dürfen, wen er will“, sagte Friederike Becker, Pohlmann fügte hinzu: „Politik darf da keine Vorgaben machen.“ Rechtliche Diskriminierung werde abgebaut, sagte Daniel May: „Das entbindet uns nicht davon, für gesellschaftliche Akzeptanz zu sorgen.“ Ein Schüler beschwerte sich, dass das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen in Programmen, die Kinder sehen, Geschlechtsumwandlungen als etwas normales zeige. Das sei es ja auch, sagte Bachmann, und Al-Homssi erklärte: Es sei Aufgabe des Rundfunks, Lebensrealitäten im Land abzubilden – auch wenn nicht jeder sie aus seinem Bekanntenkreis kenne. Leichtfertige Geschlechtsumwandlungen nehme niemand vor, unterstrich May und Pohlmann betonte den Bildungsauftrag des Öffentlich-Rechtlichen Fernsehens – die Politik dürfe da nicht hineinreden.


VON WILHELM FIGGE