Skispringerin Michelle Göbel startet kommende Woche bei Junioren-WM

WLZ, 28.01.2023: Willingen – Michelle Göbel will sich keinen Kopf mehr über Druck machen. Die 18-jährige Skispringerin vom SC Willingen hat für sich einen Weg gesucht und mittlerweile auch gefunden, der sie im Wettkampf in eine mentale Stimmung versetzt, die zwischen An- und Entspannung liegt. Das klappe natürlich noch nicht immer, betont Göbel, aber diese veränderte innere Einstellung helfe ihr dabei, in ihrer Sportart besser zu werden.
Und sie hat in dieser Saison auch einen weiteren Sprung nach vorn gemacht. Die Podestplätze zwei und drei vor einer Woche beim Continental-Cup und die Führung in der Gesamtwertung belegen, dass es für die Willingerin in dieser Leistungsklasse nicht mehr weit ist zur Siegspringerin und dadurch klopft sie auch laut ans Weltcup-Tor. Sie hofft, dass sich diese Pforte vielleicht noch in dieser Saison ab und zu öffnen wird.
Sie habe ihr Training gegenüber dem Vorjahr kaum verändert, erzählt die 18-Jährige, „aber ich fühle mich vom her Kopf etwas freier, nehme das Ganze nicht mehr so streng, mache das, was ich für richtig halte und lasse mich dadurch von außen nicht mehr so stark unter Druck setzen“. Ein bemerkenswerter Satz, den man eher von einem Routinier als von einem Teenager erwartet. Ihre Worte werden in der kommenden Woche wieder einem besonderen Test unterzogen, denn Göbel schlüpft dann ins deutsche Trikot und startet bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Whistler (Kanada). Welchen Stellenwert sie in diesem Team mittlerweile hat, zeigt die Nominierung: Sie soll im Einzel, Team und Mixed über den Bakken der kleinen Schanze gehen. Die Mannschaft hat in dieser Woche in Oberstdorf trainiert, wurde mit neuen Anzügen eingekleidet, sie fährt heute nach Frankfurt, wo sie morgen mit dem Flieger in Richtung Vancouver abheben wird.
Göbel ist diesmal für eine WM-Medaille gut. Sie gibt das auch zu, aber sie lässt sich auch bewusst Platz für mögliche Enttäuschungen. „Früher habe ich mich sehr unter Druck gesetzt, wollte vom ersten zum zweiten Sprung noch mal einen draufsetzen, aber ich habe gemerkt, dass das mich nicht weitergebracht hat, sondern eher daran hindert, die Ziele zu erreichen.“ Sie probiere jetzt einfach, gute Trainingssprünge im Wettkampf zu wiederholen.
Natürlich würde sie sich über eine WM-Medaille „riesig freuen“, aber die 18-Jährige versucht auch andere Dinge rund um die WM schätzen zu lernen, wie etwa die Reise selbst. Sie betritt das erste Mal Boden in Übersee. Die Mannschaft will sich ein Eishockeyspiel der Profiliga ansehen und sie bekommt auch die Zeit, sich ein wenig in der Gegend umzusehen.
All das verhindert das Starren auf Edelmetall. „Auch wenn es keine Medaille werden sollte, sammle ich bei der WM viel Erfahrung und, dass ich in Kanada Skispringen darf, kommt ja auch nicht so oft vor.“ Sie spüre auch keinen Erwartungsdruck von ihren Trainern oder dem Skiverband. Eigentlich sind alle Bedingungen geschaffen, die Michelle Göbel braucht, um weit zu fliegen.