VON WILHELM FIGGE

WLZ, 19.02.2022: Willingen – „Es ist, als ob man fliegt“: Britta Kühne ist begeistert, wenn sie vom Skispringen erzählt. Genau wie ihre Freundin Emma Mungenast, deren Bruder Ben, Steffen Lingnau sowie das weitere gute Dutzend Kinder, das zum Training am Sonnenhang in Willingen gekommen ist. Da haben sie mit Trainer Jörg Pietschmann zwar auch eine kleine Schanze gebaut, aber im Kern geht es um die Abfahrt: Skispringen finde sie nicht schwierig – aber wer die Schanzen runter will, muss Ski fahren können, weiß Britta.
Genau wie ihr ging es Steffen, als er den Sport mit gerade mal drei Jahren im Fernsehen sah: „Ich wusste, dass ich Skispringer werden will.“ Seine Eltern meinten, er solle erst einmal das Skifahren lernen – gesagt, getan: Mit vier konnte er dann das Sprungtraining beginnen. Mit mittlerweile elf Jahren sprang er schon von einer 80 Meter großen Schanze.
„Am Anfang ist es relativ schwierig, wenn man auf den Beinen landet“, erklärt Steffen: Es brauche Training, bis sie stabil sind. Und wer nicht aufpasse, könne sich auch schon mal überschlagen, wenn er falsch aufkommt, fügt Ben hinzu. Aber mit den Trainern wird ständig geguckt, was sich an der Technik noch verbessern lässt, erläutert Britta. Und in Willingen gebe es viele Möglichkeiten, daran zu arbeiten: Selbst in der Eislaufhalle wird manchmal trainiert, erklärt Emma: Ein Slalom auf dem Eis helfe, den Gleichgewichtssinn zu trainieren. Zu jeder Jahreszeit wird das Springen geübt – nur landen sie dann manchmal nicht auf Schnee, sondern auf Matten. Das fühle sich etwas „stumpfer“ an als Schnee, erklärt Jörg Pietschmann – aber die Sprünge ließen sich genauso gut üben. Das sei ein Vorteil gegenüber anderen Wintersportlern: „Der Skispringer wird im Sommer gemacht.“
Ob die Schanzen einschüchternd sind? Sie fangen klein an, erklärt Emma: erst auf Schanzen, bei denen der Hang 17 Meter unter dem Absprungpunkt flach wird. Dann nutzten sie nach und nach eine 35er. Stück für Stück nehmen sie immer größere Schanzen. „Angst habe ich dabei nicht, eher Freude“, sagt Britta. Und Emma stimmt ihr zu: Irgendwann will sie von der Mühlenkopfschanze springen – in der 130-Meter-Kategorie ist sie die größte Großschanze der Welt, darüber gibt es nur noch einige Flugschanzen.
Ben sprang schon mit drei Jahren im Schwimmbad vom Drei-Meter-Brett, eine Erzieherin riet ihm zum Skispringen. Aber er weiß, was Steffen meint, wenn er von der 80er Schanze erzählt: „Am Anfang, als ich oben stand, hatte ich schon ein kleines Kribbeln im Bauch. Aber dann habe ich mir keine Gedanken gemacht, bin los und gesprungen.“ Das Gefühl, im Flug die Luft zu spüren, sei einfach etwas besonderes.
Große Ereignisse wie die Olympischen Spiele, erfolgreiche Weltcups und das Skispringen in Willingen selbst würden viele Kinder bemerken, sagt Trainier Jörg Pietschmann. In der Ski-AG der Uplandschule seien derzeit also 17 Kinder: „Und es werden immer mehr.“ Für die Nachwuchs-Arbeit des Ski-Clubs sei das gut, vielleicht werden sie die Großen von morgen. „Ich will der nächste Geiger sein“, wirft Karl Beckmann ein – da stimme schon mal der Vorname.