Biathlet Linus Kesper hat nach DM-Bronze Olympische Jugendspiele im Blick

VON DIRK SCHÄFER

WLZ, 11.02.2022: Willingen– Was ihm wohl im Kopf herumspukte, als Denise Herrmann am Montag in Peking so überraschend Olympia-Gold im Biathlon-Einzel gewann? Linus Kesper hat vielleicht ein paar Gedanken an Gemeinsamkeiten zwischen ihm und der deutschen Olympiasiegerin verschwendet. Träumen ist erlaubt.
Herrmann stiegt 2016 vom Langlauf zum Biathlon um und hat sich erneut gezeigt, dass man es packen kann ganz nach oben. Linus Kesper steig 2018 vom Langlauf auf Biathlon um und schraubt gerade am Anfang seiner Karriere. Einen Tag vor Herrmann hat auch der 18-Jährige aus Willingen eine Medaille gefeiert: Bronze bei der Deutschen Jugendmeisterschaft im Harz; für Kesper so eine Art Peking. Der Saisonhöhepunkt.
Oder folgt noch ein weiterer? „Leider knapp verpasst“, entgegnet Kesper auf die Frage, ob da gerade einer die Nominierung für die Junioren-Weltmeisterschaft mitgeteilt habe. In der ersten Saisonhälfte war Kesper ein aussichtsreicher Kandidat für einen der vier Startplätze in seiner Altersklasse Jugend II. Zuletzt habe er aber gemerkt, dass das Pendel eher auf die negative Seite schwingt.
Läuferisch kann ihm seine Trainerin Susen Fischer wie auch die Kadertrainer keinen Vorwurf machen. Aber Biathlon hat ja eine zweite Teildisziplin – fragen Sie mal Denise Herrmann. „Meine Schießleistungen reichen einfach noch nicht“, sagt der Upländer vom SC Willingen.
Bei der DM beispielsweise standen im Einzel (12,5 km) zehn Fahrkarten im Protokoll. Dass er schon seit den Langlaufzeiten im Willinger Schützenverein aktiv ist, nutzt nur bedingt etwas. „Ich erfülle grundsätzlich die Norm bei der Schießleistung, aber am Schießstand muss ich noch arbeiten“, gibt Kesper zu. 20 Stunden pro Woche trainiert er während der Saison, „da ist aber viel Regeneration angesagt zwischen den Wettkämpfen“. In der Vorbereitung gehe es häufiger zur Sache, berichtet der Willinger, der mit Lilly Bultmann befreundet ist; einer Berleburger Biathletin am Willinger Sportinternat.
Ist er enttäuscht über die verpasste WM? „Naja. Das war vor der Saison schon auch ein Ziel. Aber ich bin ja noch jung“, sagt der 18-Jährige, der ab der kommenden Saison noch drei Jahre bei den Junioren laufen kann. Und so ganz hat er einen internationalen Einsatz in diesem Winter noch nicht abgeschrieben. Ab 22. März finden im finnischen Vuokatti das Europäische Olympische Jugendfestival (EYOF) statt, das nach der Absage im vorigen Jahr nun nachgeholt wird. Linus Kesper will sich dafür bei den verbleibenden Saisonrennen im Deutschland-Cup empfehlen: in einer Woche in Kaltenbrunn und zum Finale am Arber. „Drei Podiumsplätze erhoffe mir noch.“
Dann ist Saisonende, und es bleibt Zeit für andere Dinge: Freunde treffen zum Beispiel. „Ich habe außer den Mannschaftskollegen und zwei engen Kumpels, die sich einen Wettkampf angeschaut haben, lange keinen Bekannten mehr gesehen“, sagt Kesper, der sich auch Gedanken über seine Zukunft machen will.
In naher Zukunft hofft er in den C-Kader aufzusteigen. Der nächste Schritt könnte Sport als Beruf sein. „Ich möchte nächstes Jahr ein gutes Abi machen, dann aber erst einmal den Sport ausreizen.“ Eine Sportförderstelle würde ihn durchaus reizen, sagt der Willinger. Vielleicht am Leistungszentrum in Ruhpolding. Dort lebt ja auch Denise Herrmann, die sicher ein paar Schießtipps für Umsteiger parat hätte.