Junge Langläufer berichten beim Training über ihren Sport
VON WILHELM FIGGE
WLZ, 05.02.2022: Willingen – Beim Anlaufturm der Mühlenkopfschanze hört der vom Regen aufgeweichte Weg auf, bei jeder Bewegung mit Schlamm zu spritzen. Und noch ein paar Meter weiter den Berg hinauf bedeckt ihn dann eine festgedrückte Schneedecke. Die Kinder und ihre Betreuer machen halt, schnallen sich die Ski an und steigen in die Spur. Sie sind hier, um Langlauf zu trainieren. Und mit jedem Schritt, den sie den Mühlenkopf und den Ettelsberg hinauf laufen, wird es winterlicher.
Es sind Grundschüler der ersten bis vierten Klassen aus Willingen und Usseln, die für Nachmittags-AGs und als Ski-Club-Nachwuchs zum Training gekommen sind. Einige von ihnen fahren schon Ski, seit sie drei Jahre alt sind und haben jahrelang Erfahrung gesammelt, andere fallen noch alle paar hundert Meter hin und richten sich mal fix, mal mühsam wieder auf.
Jannis Rummel gehört zu den Routinierten und erzählt beim Fahren, was es mit dem Langlauf auf sich hat. Er hat gerade eine neue Technik gelernt, das Skating. Mit einem Schlittschuhschritt stößt er sich dabei ab und gleitet durch den Schnee – dabei ist er viel schneller unterwegs als zuvor, anstrengender ist es aber auch. Zuerst musste er wie alle die klassische Technik lernen, bis das Gleichgewicht auf Skiern stimmt.
Der Ski ist derweil nicht einfach nur ein glattes Brett, erklärt Eva Kesper – an den richtigen Stellen hat er ein Fell oder Schuppen. Wenn sie sich abstößt, rutscht der Ski dann nicht nach hinten, sondern richtet ihre Kraft nach vorne – gerade bergauf ist das wichtig. Eine weitere Möglichkeit ist, die Skier entsprechend mit Wachs zu behandeln. „Da hat jeder Verein seine eigene Methode, die er auch nicht verrät“, weiß Jannis. Und sogar die Kleidung ist wichtig, fügt Tessa Witzel hinzu: „Flatternde Hosen machen einen bergab langsamer.“ Da erreichen die jungen Langläufer schon 20 bis 30 Stundenkilometer – die Luft ist zu spüren und wird ein Hindernis.
Oben auf dem Ettelsberg hat sich die Landschaft in ein Winterparadies verwandelt: Der Schnee liegt hoch, die Bäume sind gefroren. Lehrertrainer Michael Schulenberg stellt die Kinder in zwei Reihen auf: Sie liefern sich Wettrennen, um die Lauftechnik zu trainieren. Die Bedingungen sind ideal – zumindest da, wo unaufmerksame Wanderer nicht die Loipen zertrampelt haben.
Vom Langlauf wechseln einige Sportler später zum Biathlon, der das Skifahren mit Schießen kombiniert. Das geht erst ab zehn Jahren, mit Einverständnis der Eltern und ärztlicher Untersuchung. Erst mal wird mit der Armbrust geschossen, um die Abläufe zu lernen und Konzentration zu üben. „Aber alle müssen zunächst Laufen lernen“, hält Michael Schulenberg fest. Mehrere Betreuer geben ihnen dabei Rat, mit den Älteren werden Videos ihrer Bewegung analysiert, um Fehler zu finden. Ein Problem sei aber, genug Betreuer für den Grundschulbereich zu finden.
In besonders schlechten Jahren seien bloß zwölf Tage Training auf Schnee möglich gewesen, erinnert sich Michael Schulenberg. Seit es Beschneiungsanlagen in der Biathlon-Anlage gibt, kann regelmäßiger trainiert werden – wichtig gerade für Kinder, mit denen die Betreuer nicht länger wegfahren können. Bei diesem Training passte das Wetter, den Ettelsberg erkunden die Kinder noch eine Zeit lang, bevor sie zurück ins Tal gleiten.