Exchange Year Abroad

Irland 2017/2018 (Castleisland, Country Kerry) 

Die Anreise:

IMG_20180227_203613Meine Reise begann am 26. August 2017 in Frankfurt. Mit dem Flugzeug nach Dublin, Irland, von dort mit dem Bus in eine Jugendherberge mit weiteren Schülern von überall. Ein Abend zusammen reichte nicht im Geringsten aus um die Leute kennenzulernen, von denen man noch so viele durch Zufall wiedersehen würde. Man sagt immer die Welt ist klein, mittlerweile kann ich sagen: Irland ist klein, aber dazu mehr später.

Wir wurden in Gruppen aufgeteilt und dann zusammen in einen Bus gesetzt. Nach einer fünf stündigen Busfahrt kamen wir in Tralee (ein Ort nahe Castleisland im Südwesten Irlands) an. Unsere Gastfamilien haben uns dort abgeholt. Eine Italienerin saß mit mir im Auto, da ihre und meine Gasteltern gute Klara 1Freunde waren. Wir waren ziemlich aufgeregt, die Sprache, die Umgebung, alles war unglaublich neu und ungewohnt. Umso besser sich in einer fantastischen Gastfamilie zu finden. Ich selber habe in Deutschland keine Geschwister und hier gleich drei jüngere Brüder. Für mich war es das perfekte Umfeld, stets geschäftig und perfekt um sich einleben zu können.

Schule:

In Irland ist das Schulsystem und der Unterricht an vielen Stellen anders zu dem, was wir aus Deutschland gewohnt sind.

Meine Schule ist eine Mädchenschule, aber es gibt auch gemischte Schulen.  davWir tragen Schuluniformen. Meine Schuluniform ist blau und eigentlich ziemlich hübsch anzusehen.

Die Iren haben eine Gesamtschule, es gibt allerdings eine Unterscheidung zwischen einem “Higher level” und einem “Lower level” in einigen Fächern (z.B. Mathe und Irisch).

Iren haben die Möglichkeit vom Alter 3 bis 5 die Pre-/Playschool zu besuchen. Danach folgen 8 Jahre Grundschule (Primary school) und danach nochmal 5-6 Jahre weiterführende Schule (Secondary school). Die zwei wichtigen Prüfungen der Schullaufbahn sind das “Junior Certificate” (3rd Year, landesweites Examen) und die schließlich die Abschlussprüfung (Leaving Certificate, 6th Year, landesweites Examen). Die maximal erreichbare Punktzahl im Leaving Certificate ist 625 Punkte, wobei higher level Fächer maximal 100 Punkte (Mathe 125 Punkte, weil das Durchfallen dieses Faches, die Schüler komplett durch das Leaving Certificate fallen lässt) und 56 Punkte durch die lower level subjects. Die higher level subjects sind eindeutig anspruchsvoller. Die sechs besten Fächer bilden die Endpunktzahl, welche die Iren benutzen, um sich für Colleges (Universitäten) bewerben zu können.

Die höheren Klassen werden 1st bis 6th Year genannt, wobei das vierte Jahr eher unter dem Namen “TY” (Transition Year) bekannt ist. Hierbei handelt sich um ein Jahr in dem die Iren hauptsächlich praktische Erfahrungen in Form von zahlreichen Praktika sammeln. Es steht ihnen jedoch frei dieses zu überspringen. Ich bin im 5th Year.

Der Unterricht in Irland ist ziemlich linear. Es gibt keine mündliche Mitarbeit und die Zeugnisnoten setzten sich trotz regelmäßigen Kontrollen, Unmengen von Hausaufgaben und Aufsätzen eigentlich nur aus den Prüfungen vor den Ferien zusammen. Für diese Prüfungen wird den Schülern sämtliches Wissen vom vergangen Term abverlangt und das alles innerhalb ein bis zwei unsagbar stressigen Wochen. Wo ich zeitweise ziemlich gestresst war, gelang es den meisten Iren unglaubliche Erfolge zu erzielen.

Die Benotung ist grundsätzlich in Prozenten, für die jüngeren Klassen jedoch zusätzlich von A bis F und H1/O1 bis H7/O7 für uns. (H=higher level, O=ordinary level)

Es ist unglaublich, was den Iren abverlangt wird, ich finde den Lernstoff hier teilweise sehr rasch behandelt (Lesung durch Lehrer aus dem Buch und gegebenenfalls ein paar Übungen) und alles auf auswendig lernen anstatt auf Verstehen ausgelegt.

davTrotz einem Schultag, der nach neun Unterrichtsstunden à 40 Minuten von 9 bis 4 Uhr und enorm vielen Hausaufgaben erst endet, schaffen es die Iren es noch auszugehen.

Ein weiteres verblüffendes Detail ist die große Initiative, die die Iren bei freiwilligen Schulprojekten für den guten Zweck ergreifen! Die Iren organisieren zahlreiche Spendenaktion, verpackt in Schulprojekte, wie Spendenläufe, Bake sales (Kuchenverkauf), School Banking (Bank accounts für Schüler), usw. Die Kreativität und Eigeninitiative nimmt kein Ende. Das irische Schulsystem scheint sehr auf praktische, zukunftsbezogene und organisatorische Fähigkeiten ausgelegt zu sein. Fächer wie LCVP und Career Guidance, welche speziell auf die Arbeitswelt, das Universitätssystem, Job Interviews, etc. vorbereiten kannte ich in der Art nicht.dav

Wie an der UPS haben die Iren ebenfalls nach der Schule noch Aktivitäten in die sie sich einschreiben können. Neben Schach und Kunst AG gibt es auch Sport, wie Gaelic Football und auch einen Chor. Die letzten zwei sind sehr beliebt. Ich bin selber Mitglieds des Chors und verwundert über das enorme Engagement und Selbstvertrauen der Iren, die bei sämtlichen Auftritten zusätzlich Soli einüben und vortragen.

Eine große schulische Festivität in der Region Kerry ist auf jeden Fall der Ball im 5th Year (welches ich besuche), ähnlich dem amerikanischen Prom, genannt Debs. Die Iren kaufen unglaubliche Kleider und holen das Beste aus sich heraus – ein unglaubliches Erlebnis.

 

Die Menschen:

Die Iren sind hilfsbereit und sehr höflich. Selbst Fremde bieten unaufgefordert Hilfe an und sind immer für eine Unterhaltung da! Meines Erachtens sind sie zudem lockerer als Deutsche, auch was Pünktlichkeit angeht. Ich werde in Irland als “typisch deutsch” bezeichnet, wenn ich 5-10 Minuten vor verabredeten Zeitpunkt bereit bin oder Dinge organisiere.

Dennoch ist es schwer Kontakt zu den Iren zu knüpfen, da sie ihre eigenen Gruppen nicht unbedingt verlassen und an den internationalen Besuch an den Schulen gewohnt sind.

Tatsächlich trifft man bei Reisen in andere irische Städte immer deutsche Touristen und oft sogar (deutsche) Austauschschüler! Die Deutschen lieben Irland, das ist wohl ein Segen und ein Fluch zugleich.

Auf einer Reise nach Cork habe ich beispielsweise einen Jungen kennengelernt, der mit mir im Flugzeug und in der Jugendherberge war. Durch ihn habe ich wenig später Andere kennengelernt und eine Freundin von meinem Vorbereitungsseminar in Deutschland wiedergesehen. Durch den aufgefrischten Kontakt ergab sich eine Reise nach Waterford, dem Ort, wo die beiden wohnten.

Wir erleben alle ähnliche Dinge und das ist wahrscheinlich der Grund, der uns so schnell Freundschaften schließen lässt!

Reisen:

Wie zuvor bereits erwähnt, kann ich Reisen. Nach den Programmregeln meiner Organisation sind mir eine unbegrenzte Anzahl an Tagestrips und drei “Independent travels” (Reisen mit Übernachtung, abgesegnet von allen Geschäftsstellen der Organisation und meinen Eltern in Deutschland außerhalb der Schulzeit) erlaubt.IMG_20180227_203633

Orte wie Cliffs of Moher, Ring of Kerry, sowie nähere Orte und Plätze wie Killarney (National Park), Ladies View Killarney, Torc Waterfalls, Tralee, Bana Beach, Dingle, Cork, Limerick, … sind alle als Tagesausflug machbar, da sie meist wie Castleisland im Südwesten Irlands liegen. Orte und Plätze wie Waterford, Tramore, Kilkenny, Dublin und Belfast (Giant’s Causeway, Titanic Museum und carrick-a-rede rope bridge) sind größere Distanzen und diese habe ich daher durch mehrtägige Reisen bereist. Jeder dieser Orte ist wunderschön und da eine genauere Erläuterung meiner Reisen und Plätze zweifelsohne die Rahmen dieses Berichts sprengen würde, lege ich jedem ans Herz die kursiven Wörter zu googeln! Irland ist eine unglaublich schöne Insel, mit unzähligen atemberaubenden Plätzen, offenen Menschen und Geschichten zum Hören und Erleben!dav

Ich bin jetzt seit 6 Monaten hier und kann die Tage bis zu meinem Rückflug nach Deutschland zählen. Ich bereue diese Entscheidung nicht im Geringsten, es war und ist eine unglaublich wertvolle Erfahrung. Ich habe Menschen aus Italien, Spanien, Japan, Belgien, Frankreich, Tschechien, Deutschland, Österreich, Australien, Polen, Brasilien, Irland und USA kennengelernt und viele Freundschaften geschlossen. Das Auslandsjahr ist keineswegs das, was ich erwartet habe, aber das macht es so interessant. Ich hoffe einige, die diesen Text lesen, packt ein wenig die Reiselust und sie fühlen sich inspiriert ebenfalls Auslandserfahrung zu sammeln, vielleicht ja sogar in Irland!

Klara M. Gutekunst